Hausgeschichten

Karolinenstraße 8

Die Karolinenstraße trug bis 1802 noch den Namen „Domgasse“ und verbindet die Obere Brücke mit dem Domplatz. Der heutige Name erinnert an Karoline (1776 – 1841) die zweite Gemahlin von König Maximilian I. Joseph von Bayern.

Geht man vom Alten Rathaus ein paar Schritte in Richtung Domberg befindet sich auf der rechten Seite, zurückgesetzt in Ecklage, das Anwesen Karolinenstraße 8. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1476 zurück. Im Jahr 1997 wurde im Zusammenhang mit der Absenkung des Niveaus für einen neuen Bodenaufbau im Keller eine kurze bauarchäologische Untersuchung durchgeführt. Diese bestätigte frühere Untersuchungen und es konnte mindestens ein hochmittelalterlicher Vorgängerbau nachgewiesen werden. Die geborgenen Kleinfunde verweisen auf eine wahrscheinliche Nutzung im 11. Jahrhundert.

Weiterhin kann man in Erfahrung bringen, dass hier bereits 1480 eine Apotheke bestand. Sie wurde als „Untere Apotheke“ in Abgrenzung zur „Oberen Apotheke“ in der Karolinenstraße 20 geführt. Zu dieser Zeit hatten sich die Apotheker bereits zu wohlhabenden Bürgern etabliert, deren Angebot aus einem Sammelsurium von exotischen Gewürzen und heimischen Kräutern, Pillen, Salben und Pulvern, aber auch Duftwasser und Süßigkeiten bestand. 1602 erwarb der Apotheker Veit Krauß das Grundstück zusammen mit dem Nachbargrundstück Dominikanerstraße 1. Nachdem er1620 in Eichstätt zum Priester geweiht worden war, wurde die Apotheke noch provisorisch einige Jahre weitergeführt.

Nach Jahrzehnten der Stagnation setzte 1700 in Bamberg eine rege Bautätigkeit ein. Grundlage dazu bot ein „Obereinnahmegesetz“ unter Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, das eine Steuerbefreiung bei klar definierten Bauvorhaben gewährte. So kann man auch im Formenrepertoire des Gebäudes Modernisierungsmaßnahmen aus dieser Zeit ablesen, lag es doch an der barocken Achse, die vom Osten der Stadt zur Neuen Residenz führte. Ab 1762 strebte man in einem Teilungsvertrag wieder eine Abtrennung vom Nachbaranwesen an, der 1780 vollzogen wurde. Bereits 1830 richtete man im Erdgeschoss ein Laden ein. Dem folgten weitere Umbaumaßnahmen im 20. Jahrhundert.

Das dreigeschossige Gebäude steht giebelständig zur Karolinenstraße ausgerichtet. Auf einem massiv erbauten Erdgeschoss sitzt ein verputztes Fachwerkobergeschoss, dessen Brüstungszone wieder freigelegt wurde. An der Fassade erkennt man ebenso historisierende Elemente in Anlehnung an den sog. Maximiliansstil, einem Baustil aus der Zeit Königs Maximilians II. von Bayern (reg. 1848 bis 1864). Für diese zeigt sich der Maurermeister Adam Mößmeringer Mitte des 19. Jahrhunderts verantwortlich.

Seit über 40 Jahren befindet sich in dem denkmalgeschützten Gebäude das Familienunternehmen „Senger Bamberg Kunsthandel“. Neben den Verkaufsräumen im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoß werden im hochmittelalterlichen Gewölbekeller gotische Skulpturen mit gregorianischer Musik stimmungsvoll inszeniert. „Senger Bamberg Kunsthandel“ ist einer von zwölf Antiquitätenhändlern, die sich jährlich während der Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen präsentieren, die sowohl nationales als auch das internationales Publikum anziehen. Eine wahrlich adäquate Nutzung für ein Gebäude mit langer Geschichte. Text: Lore Kleemann, veröffentlicht Sandblatt 1/2018

 

Karolinenstraße 18, Marschalk-von-Ostheimsches-Haus

Namensgeber des Hauses war ein fränkisches Adelsgeschlecht mit Stammsitz in Ostheim vor der Rhön. Sie standen als Ministerale im Dienste der Grafen von Henneberg und hatten vermutlich das Hofamt des Marschalls inne von dem sich der Name „Marschalk“ ableitet. 1664 wurde Adam Marschalk von Ostheim zu Waltershausen und sein Vetter Johann Friedrich Marschalk von Ostheim zu Marisfeld vom Hochstift Würzburg mit dem Rittergut Trabelsdorf belehnt. Sie ersetzten die vorhandene Wasserburg durch die noch heute bestehende Schlossanlage. Später weilte dort oft die Dichterin Charlotte von Kalb, geborene Freiin Marschalk von Ostheim, eine Seelenfreundin von Friedrich Schiller, Jean-Paul und Friedrich Hölderlin.

Das Bamberger Anwesen wurde 1678 erstmals als Besitz erwähnt. Christoph Marschalk von Ostheim auf Trabelsdorf ließ das im Kern mittelalterliche Gebäude in den Jahren 1720/30 zu einem adeligen Stadtpalais umbauen. Es entstand eine barocke Säulenhalle mit einer repräsentativen Treppenanlage. Die aufwändigen Stuckarbeiten stammen aus der Werkstatt des Bamberger Hofstuckateurs Johann Jakob Vogel; die Malereien ursprünglich von dem aus Como stammenden Giovanni Francesco Marchini, einem Meister der barocken Illusionsmalerei. Über dem Treppenauge schuf er eine Scheinkuppel, genauso wie ein paar Jahre zuvor in der Bamberger Jesuitenkirche, der heutigen Martinskirche.

1776 ging das Anwesen in bürgerlichen Besitz über. Ganz im Stil der Zeit richtete Georg II. Hofbauer 1883 einen Laden ein. Er gestaltete die Front aus einer Anordnung von Pilastern, Halbsäulen, Gebälk und Fries. Im Zuge einer Generalsanierung 1985/86 wurden die Malereien im Treppenhaus unter Verlust des vorhandenen Bestands komplett erneuert. Text: Lore Kleemann, veröffentlicht Sandblatt 3/2018